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Die Kurswechsel des größten und besten aller Präsidenten ever, des „very stable genius“ mit „great and unmatched wisdom“, ein „sehr stabiles Genie“ von „großer und unübertroffener Weisheit“, sind wieder einmal atemberaubend. Eben noch war Corona eine harmlose Grippe (sein Kumpel Bolsonaro redet noch immer witzelnd von „simples gripe“, uns ruft das ganze Land auf, ganz normal zu leben), dann sagt er, dass, wenn man 15 Tote hätte und diese Zahl zurückdrängen würde, ein sehr guter Job gemacht werden würde, dann wollte er New York völlig abriegeln, was er dann aber sehr rasch nicht mehr für notwendig erachtet, nachdem er hat durchblicken lassen, diejenigen Bundesstaaten im Stich zu lassen, die ihn kritisieren (der Gouverneur des Staates New York hat’s gewagt), … und nun wäre es wieder ein sehr guter Job, wenn man die (noch nicht eingetretene) Zahl von 100.000 Toten nicht übersteigen ließe (wobei er intern sogar von 200.000 sprach). Und das wird sicher nicht das letzte sein, was aus seinem Munde kommt. Manche nennen es Sorge des Präsidenten. Ich nenne es zynisch. Denn wie kann einer sich hinstellen und schon vorab quasi eine Obergrenze der Toten festlegen und dies als sehr guten Job bezeichnen? Nancy Pelosi hat sicher recht, wenn sie sagt, dass sein Zögern tödlich ist. Ich würde es arrogante Ignoranz nennen. Und in dieser spricht er ohne jede sichtbare Emotion, als ginge es um ein normales Tagesgeschäft. Da nützt es auch nichts, dass der diese Zahl „schrecklich“ nennt. Es fehlte hier übrigens das bei ihm sonst übliche Superlativ. Das ist ungewöhnlich für ihn. Ging ihm das nicht nah genug, als dass er nicht einmal „very horrible“ sagen konnte? Wie auch immer. Für mich sieht es so aus, dass Autokraten seiner Gattung ein großes Problem mit solcherlei Krisen haben. Sie mögen ja alles beherrschen oder zu beherrschen glauben. Aber einen solchen unsichtbaren aber sehr präsenten Feind, der auch sie treffen könnte, da er keinen Unterschied macht, können sie nicht im Ansatz beherrschen. Und das ist ihnen bewusst und irritiert sie im höchsten Maße. Sie können nur reagieren, nicht agieren. Sie können nicht wissen, was nicht andere schon wissen. Sie haben keinen Plan. Und im Falle Trumps funkt ihm Corona derart dazwischen, dass selbst sein geliebter Wahlkampf völlig in den Hintergrund tritt und nun vielleicht seine doch nicht so große Weisheit sichtbar zutage tritt. Vielleicht hat Corona gewissermaßen ja längst ihr Impeachment-Verfahren in Gang gebracht? Wer weiß, was morgen ist? Das „sehr beständige Genie“ weiß es sicherlich nicht. Und das weiß er.
Haiko Hoffmann, Schwerin, 31.03.2020