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< Zurück zur ÜbersichtGesundheitssystem in Not, ja aber...
Es ist nicht gut, anderen ihre schönen Erinnerungen zu nehmen, aber wenn man sich von ihnen täuschen lässt, dann ist vielleicht doch ein Wort zur Korrektur erlaubt. Vorweg sei gesagt, natürlich sehe auch ich unser Gesundheitssystem in Not, aber dass hat viele Gründe. Und ich sehe, bei allen zu beklagenden Zuständen, immer noch eine Versorgung auf hohem Niveau. Wenn ich heute in Kliniken bin, um Patienten zu besuchen, dann wird mir bewusst, wie viele, auch ältere, Menschen es gibt, die mal eben eine Herzoperation hinter sich haben, Stents eingesetzt haben, wie viele Dialysepatienten es gibt oder Menschen, die dauerhaft auch zuhause gepflegt oder sogar beatmet werden müssen usw. Die Reihe könnte leicht fortgesetzt werden. Auch wenn es hart klingen mag, aber viele, gerade unserer älteren Menschen, würden nicht mehr leben, wenn wir noch in der DDR wären. Da ich selbst als Krankenpfleger auf einer Intensivstation gearbeitet habe, weiß ich sehr wohl, wovon ich rede. Und wenn die durchschnittliche Lebenserwartung heute um 10 Jahre höher ist als zum Ende der DDR-Zeit, dann fühle ich mich auch statistisch bestätigt. Wenn die Erinnerung uns heute suggeriert, dass wir in unseren Polikliniken „alle und alles zur Verfügung hatten“, dann muss ich ergänzen: „Alles, was uns damals zur Verfügung stand und auch das nur, wenn es denn auch wirklich gerade zur Verfügung stand“ Und ich darf auch an die Wartezeiten erinnern, die man bei jedem Arztbesuch einplanen musste, an die lange Verweildauer im Krankenhaus, weil viele Untersuchungen und Therapien eben nicht eher möglich waren, ich erinnere daran, wie lange man auf einen Befund gewartet hat, ich darf an die teilweise katastrophalen Pflegeheime erinnern, wo Menschen manchmal zu viert im Zimmer waren und eben nicht mehr Habseligkeiten hatten, als das, was im Nachtschrank oder einer Schrankhälfte Platz fand, von Privatsphäre oder adäquater Beschäftigung ganz zu schweigen usw. Wenn dieses Gesundheitssystem einigermaßen funktionieren konnte, dann deshalb, weil es neben manchen anderen doch auch hochengagierte Ärzte, Schwestern und Pfleger gab, die oft über ihre Kräfte hinaus für Menschen im Einsatz waren, und die dabei auch nicht sehr darauf geschaut haben, ob ihnen das alles vergütet wird.
Wolfgang Hubert, Scheyern, 16.02.2024