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Friedensfähig

Der deutsche Verteidigungsminister, oder sollte man schon besser Kriegsminister sagen, will Deutschland wieder kriegstüchtig machen. Dabei wäre es wichtiger, Deutschland friedensfähig zu machen. Da besteht ein enormer Nachholbedarf. Nur die jetzt verteufelte Deutsche Demokratische Republik hat gezeigt, dass auch ein deutscher Staat für den Frieden wirken kann. Nur neun Jahre nach dem Ende dieses Staates und der Auflösung des Warschauer Vertrages konnte das nun größere Deutschland wieder Bomben auf Jugoslawien werfen, zum dritten Mal im 20. Jahrhundert. Die erzwungene Abstinenz von Kriegseinsätzen war vorbei. Dabei hatte die Bundesrepu­blik bereits zehn Jahre nach der Niederlage im von ihr ausgelösten verheerendsten Krieg der Weltgeschichte mit dem Aufbau einer neuen Armee begonnen, die gleich in die von den USA geführte NATO integriert wurde. Die USA hatten jetzt die frühere Rolle Deutschlands bei der Vorbereitung und Führung großer Kriege übernommen. In der Bundesrepublik hatten sie einen willigen Partner, der außer­dem über große Erfahrungen verfügte. Die Bundesrepublik erwies sich als unfähig aus ihrer kriegerischen Vergangenheit zu lernen. Die von Deutschland inszenierten Weltkriege hatten zu Millionen von Toten und größten Zerstörungen der menschlichen Lebensgrundlagen geführt, einschließlich im eigenen Land. Erinnert sei an Brechts Worte: »Das große Karthago führte drei Kriege. Es war noch mächtig nach dem ersten, noch bewohnbar nach dem zweiten. Es war nicht mehr auffindbar nach dem dritten.« Doch wie schon erwähnt, verfügen deutsche Politiker und Militärs wohl nicht über Geschichtskenntnisse. Wie ist sonst der Eifer zu erklären, an der Vorbereitung eines neuen Weltkrieges mitzuwirken. Im gegenwärtig laufenden NATO-Manöver »Steadfast Defender« wird das Szenario direkt geübt. Dass ein Krieg der NATO gegen Russland ein atomarer wird, ist zwar bekannt, wird aber anscheinend in Kauf genommen. Den Kriegern fehlen anscheinend nicht nur Geschichtskenntnisse, sondern wohl auch naturwissenschaftliche. Sonst wüssten sie, dass weder von Euro­pa noch von den USA etwa­s übrig bleibt. Bestrafen wird man die Kriegstreiber allerdings nicht können, da weder sie, ein Richter oder Kläger überleben wird. Gegenwärtig beschränkt sich der NATO-Krieg gegen Russland noch auf die Ukraine mit der Illusion eines Sieges. Daher gingen auch von Deutschland keinerlei Vorschläge für einen Frieden aus. An die 27 Millionen Toten der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg, die Deutschland zu verantworten hat, will man sich nicht erinnern (Geschichte). Von Deutschland wird nur Frieden ausgehen, steht im 2+4 Vertrag. Auch das ist vergessen. Unbekannt ist den politischen Akteuren sicher auch das Zitat von August Bebel: »Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.« So leben wir nicht nur in Deutschland in eine­r ständig wachsenden Gefahr, die eigentlich den Wider­stand des gesamten Volkes erfordert.

Horst Neumann , , 15.02.2024

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