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< Zurück zur ÜbersichtGesundheitssystem in Not
Mein derzeitiger Gesundheitszustand war und ist mit häufigen Arztbesuchen und Wartezeiten in Arztpraxen und Kliniken verbunden. Hauptthema der Gespräche in den Wartezimmern ist sehr häufig unser Gesundheitswesen. Kritik wird vor allem über die oft unzumutbaren langen Wartezeiten auf Termine für die Behandlung bei einem Facharzt geäußert. Aus eigenem Erleben kann ich den verärgerten und teilweise auch traurigen Patienten Recht geben, wenn sie sich kritisch über unser Gesellschaftssystem und konkret über die Gesundheitspolitik unserer Regierung äußern. Ich selbst habe im Mai 2023 eine Überweisung zu einem Facharzt erhalten und Ende Oktober durfte ich ihn aufsuchen. Mein Zustand hat sich dramatisch verschlechtert und eine Besserung ist bisher nicht eingetreten, im Gegenteil. Ich gebe meinen Ärzten nicht die Schuld dafür. Kürzlich war ich Mithörer einer Diskussion unter Patienten, in der eine Dame sagte, wir könnten doch froh darüber sein, dass wir heute uns den Arzt selbst aussuchen können, der uns behandelt. In der DDR wurden wir angewiesen, zu welchem Facharzt, namentlich, wir zu gehen hätten. Ich kann mich daran nicht erinnern, aber daran, dass wir in unseren Polikliniken alle und alles vorfanden, was zu einer guten gesundheitlichen Versorgung und Betreuung notwendig war. Ich befürchte, wenn die zur Zeit tätigen Ärzte in Rente gehen, dass dann auch in der medizinischen Betreuung der Hilfebedürftigen wie im Bildungswesen sogenannte Seiteneinsteiger ein neues Betätigungsfeld bekommen. Ist nicht der Staat Bundesrepublik Deutschland dafür verantwortlich, dass alle Bürger eine sehr gute Bildung und ein gesundes soziales Lebensumfeld haben? Ich meine wirklich alle. Nicht nur die mit viel Geld. Ich habe in meiner ehrenamtlichen Arbeit viel mit älteren Menschen zu tun. Sie haben alle den größten Teil ihres Lebens in der DDR verbracht. Viele freuten sich über die Einheit Deutschlands. Heute sagen sie, dass sie geglaubt haben, dass es nicht nur Bananen jeden Tag gibt, sondern sie sahen es als selbstverständlich an, dass alles Gute in der DDR auch in die BRD übernommen wird. Leider ist viel davon bewusst kaputt gemacht worden durch die Politik des Kapitalismus. Ich glaube, Patienten haben auch viele Gründe zu protestieren und zu demonstrieren und ich bin davon überzeugt, dass auch Ärzte und viele Mitarbeiter im Gesundheitswesen dabei sein würden.
Brigitte Schneider, Warnemünde, 15.02.2024