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Nachvollziehbar

Erst droht der Westen Russland noch nie dagewesene Sanktionen für den Fall an, dass es in die Ukraine einfallen sollte, und nun beklagt selbiger, dass Russland auf der Münchener Sicherheitskonferenz fehlt. Für mich nachvollziehbar, wenn der russische Außenminister S. Lawrow feststellt, dass die MSK immer mehr ein transatlantisches Forum darstellt, auf dem es nur um die Interessen des Westens geht und vor allem Europa nach transatlantischen Vorstellungen zu funktionieren hat. Die Rede Putins 2001 vor dem Deutschen Bundestag wurde begeistert aufgenommen, als er nicht nur Deutschland die Hand für ein europäisches Sicherheitssystem und eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit anbot. Man muss nicht lange überlegen, auf wessen Geheiß hin es nicht dazu kam. Russland kann Vorschläge unterbreiten, welcher Art auch immer, vom Westen wurde und wird alles grundsätzlich abgelehnt, was nicht in dessen Vorstellungen passt. Russland darf keine eigenen Sicherheitsinteressen formulieren bzw. seine Sicherheit wird ignoriert (siehe Nato-Umkreisung unter Bruch der Zusagen von 1990). Dass Lawrow unter solchen Umständen eine Teilnahme ablehnt, ist verständlich. Putin wird vorgeworfen, die EU spalten zu wollen. Dass die USA mit ihrer Politik-Europa spalten, indem sie Russland quasi politisch aus Europa verdrängen wollen, das ist natürlich Verschwörungstheorie und unlauter, dies den USA unterstellen zu wollen. Politisches Ziel der USA ist es nach wie vor, jedwede Zusammenarbeit vor allem zwischen Deutschland und Russland zu verhindern. Unter dem Deckmantel der „Gesichtswahrung“ wird Russland der Krieg gegen die Ukraine fast aufgezwungen, man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Westen den Krieg unbedingt haben will. Wie ist sonst zu erklären, dass die USA, die Nato und auch Deutschland immer mehr Militär nach Polen und ins Baltikum schicken? Aber von Russland wird verlangt, sein Militär auf seinem eigenen Territorium von seiner Westgrenze abzuziehen. Da die USA nicht eingreifen wollen (so Biden) und die Nato keine Eingriffsberechtigung hat (Ukraine kein Nato-Mitglied), will der Westen über die angedrohten überharten Sanktionen Russland politisch und ökonomisch auf diese Weise schaden, um einen unliebsamen Konkurrenten der USA auszuschalten. Dass Russland diesen Krieg nicht haben will, und das betont es oft genug, wird aber bei allen Gelegenheiten nicht zur Kenntnis genommen. Wenn der Westen Russland nach wie vor nicht entgegen kommt, wird eine Lösung des Problems sehr schwer. Er muss lernen, dass nicht nur seine Worte und Ansichten Gewicht haben, sondern die Vorstellungen und Wünsche der anderen Seite ebenso Berechtigung haben. Es darf nicht nur um die Eigeninteressen des Stärkeren gehen, sondern der Ausgleich zwischen den zerstrittenen Parteien muss die Norm einer Beilegung der Konflikte sein.

Wolfgang Mengel, Stralsund, 21.02.2022

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