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De mäkelborger Indianer

Jochen sinniert, woans dat vör gaut 500 Johr in Amerika wier, as Klumbumbus un dei Conquistadoren in Richtung Westen dei niege Welt in Besitt nähmen. Dor hebben sei ierstmal ehr eigen Regierungen insett un dei roten Inheimischen har’n nu nix mihr tau mellen, würden ehr Land los un müssten vör dat bäten Geld, wat sei noch har’n, bie de Witten inköpen. In Dütschland, meint Jochen, wier dat annersrüm: Hier keemen Lüüd von West na Ost in ein Land, von dat dei wenigsten je wat hürt har’n, taumindst nix Gautes. Un wecker ein Land entdeckt, de nämt dat in Besitt, ok wenn sick hier dei Conquistadoren „Inverstoren“ nömten… Jochen hett läst, dat dei amerikanischen Indianers sick intwüschen ein Deil von ehr Gliekberechtigung trüchhalt hebben – demokratisch, versteiht sick! Un dor hett hei beslaten, dat dat bie uns kein 500 Johr duern sall, sonnern nu un gliek wat passieren mütt – so! Ümmer, wenn em so’n Gedanken kamen, brukt Jochen niege Schauh, wieldess sick em vör Arger dei Fautnagels hochkrempeln. So güng hei mit niegelnagel Schauh na uns Innenministerium. Hei wull sick Luft doröwer maken, dat in Dütschland siet 35 Johren de Artikel 1 un 3 vo‘t Grundgesett („Würde“ un „Gliekberechtigung“) mit Fäut pedd warden. Dorgägen hett bet hüt keinein tau klagen wagt, nich mal dei Awkaten in de Oppositschon. Un dorüm wull hei dei Sak nu sülwst inne Hand nähmen – so! Bet tau’n Innenminister keem hei natürlich nich, sonnern bleew vörher bie einen Staatssekretär backen, den’n all an de Stirn ansehg, dat hei vääle Oewerstunnen mök – mit’n Kopp up’n Dich! Jochen füng nu an, sien Anliggen vörtaudrägen – up Plattdütsch: Hei künn nahwiesen, dat dei Minschen in’n Osten ümmer noch weniger verdeinen as dei Wessis, obschons ehr ja dörch dei Wehrungsunion dei Hälft von dat Geld wegnamen würd; dat ümmer mihr junge Lüüd wegtröken; dat an Gesundheit, Wahnungen un Bildung sport ward, wiel Stüergeld in dei Rüstung flütt usw, usw. Dat müsst nu allens ein End hebben – so! De Beamte verstünn blot, dat Jochen irgendwat nich passte. Un dorup föl em nix bäderes in, as: „Ja, hören S’ a moal, ihr habts doch nur D-Mark und Bananen g’wollt, und die san halt mit d’r Zeit a biss’l teuer g’word’n! Und, bittschön, sprechen S‘ Deitsch, i versteh ja kaum a Wuart!“ Nu würd Jochen gallig un röp, dat Plattdütsch ok in dit Hus Amtssprak wier, un wenn de Herr dat nich versteiht, süll hei mal ganz fuurts ein Integratschonkurs bie de VHS awsolvieren! Dit künn de Beamte nich verknusen un säd: „Bittschön verlassen’s mei Büro – husch husch!“ Ratsch!, säd dat, un Jochens niege Schau wier’n wedder keputt! Hei stünn up, bürte den’n Beamtenschriewdisch gaut teihn Zentimeter an, keek den’n Settelfurzer piel in dei Ogen un säd: „Wenn sei dat nich klor is, dat vör sei grad ehr Arbeitgäwer steiht, denn hangen’s man gliek noch ein’n Demokratiekurs achteran! Sei läben nömlich – un gor nich slecht – von mien Stüergeld!“ De Staatssekretär drückte ünner den’n Schriewdisch up ein’n Knop. Twei Uniformierte keemen rin un nähmen Jochen, in „Gewohrsam“. De Pyschater hett sick lang mit den’n Patschienten ünnerhollen, künn aewer uter de tweiig Schauh nix kranket an em finnen. Jochen wier ümmer noch in’n Rahmen von dat Grundgesett, vonwägen Meinungsfrieheit un so. Dorüm sprök hei dei Empfählung ut, em nich länger fast tau hollen. Dit wull aewer de flachstirnige Beamte nich taulaten, ümmerhen hürte hei tau’t Innenministerium! Hei lött sick einen Polizeikommissar kamen un säd: „Machen’s bittschön a Hausdurchsuchung; am besten in Richtung Terrorismus, dös passt immer!“ In Jochens Wahnung fünnen sei twors kein Waffen (hei wier nich mal in’n Schützenverein, wieldess hei ümmer bang wier, dat dei Bräuder bie all dat Medalliengebammel an ehr Bost jeden Momang vörnöwer fallen müssten). Aewer in sien’n Gordenhus würden sei fünnig: Dor stünn ein Sack mit Kalkammonsalpeter. De Kommissar fünn in‘t Smartphon blot „Salpeter“, un dat, so säd googel, har’n dei ollen Chinesen all tau Herstellung von Swartpulver namen, Sprengstoff also – ha! Nu sitt Jochen terrorismusverdächtig in U-Haft bet sick endlich rutstellt, dat s‘ blot Gemüsdünger bie em funnen hebben. Man dat ward woll so lang duern, bet de mäkelborger Indianer in Rente is…

Wolfgang Kniep, Leisterförde, 20.01.2025

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