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Rosiges Leuchten lieget über der Stadt, mischt sich mit steigendem Dunkel. Schein uns’rer Sonne, die schläfrig und matt flüchtet vor’m Sternengefunkel. Und vor dem Abendrot steigen empor Häuser mit neuen Gesichtern, grünender Rasen und Bäume davor, Straßen mit Ketten von Lichtern. Doch – wie ein Blitz trifft Erinnerung mich an all die Nächte vor Jahren: Rot war der Himmel – doch Abendrot nicht – Nächte voll Angst und Gefahren. Brennende Städte, vom Feuerschein rot, schreiendes Menschengewimmel, schwarze Ruinen – sie standen wie tot – ragten als Vorwurf zum Himmel! Freunde, sagt nicht, das sei lange schon her! Wieder bedroh’n uns die Sorgen: Wird unser Himmel zum flammenden Meer? Sehen wir nicht mehr den Morgen? Tut was ihr könnt, dass das Abendrot nicht fliehe von unserer Erde, dass wir auf ewig bewundern sein Licht, dass es zum Friedenslicht werde!
Inge S., Rostock (97 Jahre), 09.01.2025