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Ich finde die Bezeichnung der Leserinnen und Leser, die kritische Bewertungen gesellschaftlicher Zustände und das Handeln beziehungsweise Nichthandeln der dafür Verantwortlichen, öffentlich ansprechen, als »Meckerer« und »Besserwisser« zu bezeichnen, anmaßend, überheblich und beleidigend. Die Schreiberin macht die ehrlichen und umsichtigen Kritiker verantwortlich »für die miese Grundstimmung« und die Stärkung des allgemeinen Anspruchsdenkens. Ich habe selten solchen Unsinn gehört oder gelesen. Als Lösung der vielen sozialen Probleme in unserer Gesellschaft nennt Frau Holtrup die ehrenamtliche Arbeit. Es stimmt, dass das ehrenamtliche Engagement sehr, sehr vieler Menschen die Mängel, Fehler, Schwächen und Ungerechtigkeiten in Deutschland und darüber hinaus in einigen Bereichen etwas erträglicher machen, aber die Ursachen dafür werden nicht behoben. Ich selbst bin seit über 40 Jahren eine Ehrenamtlerin. Die Arbeit, insbesondere für und mit älteren und kranken Menschen, hat mich nicht nur Zeit und psychische Kraft gekostet, sondern hat mir auch viele glückliche Momente gebracht, weil die Dankbarkeit und Freude derer, für die ich mich engagiere, auch mein Leben positiv prägt. Ich habe immer offen in Sprache und Schrift auf Missverhältnisse, Widersprüche und das Fehlverhalten politisch Verantwortlicher aufmerksam gemacht und andere ermutigt, nicht stillschweigend alles zu erdulden, was um sie herum passiert. Ich werde es weiterhin tun, auch wenn Menschen wie Frau H. mich als eine Besserwisserin und Meckerin bezeichnen.
Brigitte Schneider, Warnemünde, 12.01.2023