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< Zurück zur ÜbersichtFriede auf Erden und dem Menschen ein Wohlgefallen
Dieser elementare Wunsch wird alljährlich zu Weihnachten und zum Jahreswechsel massenhaft geäußert. Besonders in den Weihnachts- und Neujahrsansprachen der Damen und Herren Staats-, Regierungs- und Parteienchefs darf er nicht fehlen, bildet meist sogar den Kern der Aussagen. Der Empfänger wird nicht konkret genannt, weil keiner weiß, ob dieser überhaupt in der Lage und willens ist, derartige Wünsche zu erfüllen. Ein Gott beliebiger Glaubensrichtung oder andere imaginäre Kräfte sind wohl, wie die Geschichte zeigt, auch nicht als Vollstrecker dieser Wünsche geeignet oder sind damit überfordert. Was also bleibt dem Menschen als erklärtermaßen einzigem vernunftbegabtem Wesen auf dieser Erde übrig, als selbst Lösungen zu finden, die zur Verwirklichung dieses fundamentalen Wunsches führen können. Die objektive Notwendigkeit dafür liegt ja wohl auf der Hand. Wie heißt es: Kein Gott, kein Kaiser noch Tribun…usw. Es gab und gibt durchaus Menschen, die kluge Denkansätze dafür geliefert haben: z. B. Jean-Jacques Rousseau, der zu dem Schluss kam: »Der Erste, der ein Stück Land mit einem Zaun umgab und auf den Gedanken kam zu sagen: »Dies gehört mir!« und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der eigentliche Begründer der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wie viel Elend und Schrecken wäre dem Menschengeschlecht erspart geblieben, wenn jemand die Pfähle herausgerissen und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: »Hütet Euch, dem Betrüger Glauben zu schenken. Ihr seid verloren, wenn Ihr vergesst, dass zwar die Früchte allen, aber die Erde niemandem gehört!« Die gesellschaftliche Organisationsform vieler Länder heißt Demokratie. Etwas Moderneres als sie gibt es gegenwärtig offenbar nicht. Aber auch sie hat es bisher nicht vermocht, die oben genannte Aufgabe zu lösen. Die schier grenzenlose Gier von Personen, Gruppen und Klassen nach Reichtum und Macht stand und steht einer umfassenden Lösung des Problems entgegen. Ich bin kein hoffnungsloser Pessimist, kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass Menschen, Länder, Kontinente in überschaubarer Zeit die genannte Gier überwinden und dem Allgemeinwohl das entscheidende Gewicht verleihen können. Aber auf Dauer kann es weltweit so auch nicht weitergehen.
Hans Bremerkamp, Rostock, 27.12.2022