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< Zurück zur ÜbersichtRussische Truppen an ukrainischer Grenze?
Politiker und Medien überschlagen sich: Russland zieht Truppen an der ukrainischen Grenze zusammen. Putin plant eine Invasion in der Ukraine. Satellitenfotos zeigen Ansammlung von Panzern und anderer Militärtechnik. Die Bildzeitung ist sogar im Besitz des konkreten Angriffsplans. Neue Sanktionen sind angedroht. Der hysterischen Berichterstattung nach zu urteilen, müssten sich russische und ukrainische Truppen bereits Aug in Aug an der Grenze gegenüber stehen. Ist dem so? Dummerweise nennen einige Medien den Ort des aufgenommenen Fotos: Ein Militärlager bei dem Städtchen Jelnija in der Nähe von Smolensk. Ein Blick auf die Karte verblüfft: Das Lager ist zwar nur ca. 50 Km von der belarussischen Grenze entfernt, bis zum Nordost-Zipfelchen der ukrainischen-russischen Grenze wären allerdings mindestens 300 Km Luftlinie zu bewältigen - auch für eine moderne Armee, wie die russische, kein Katzensprung. „Grenznah“ sieht anders aus. Warum fehlen solche Zahlen in der medialen Berichterstattung? Die außenpolitischen Möglichkeiten der EU werden durch unterschiedliche Interessen ihrer Mitglieder ausgebremst. Verfolgt man aufmerksam die Meldungen unserer Medien und liest auch einmal zwischen den Zeilen, dann gibt es in der EU eine stark USA-hörige „Fraktion“. Angeführt vom Sprachrohr Polen mit seinem traditionellen Russlandhass und im Schlepptau die baltischen Staaten wird von dieser Gruppe immer wieder die „Aggressivität“ des Nachbarn Russland propagiert und es wird blindwütig gegen alles zu Felde gezogen, was irgendwie auch Russland nutzen könnte. Was interessieren da berechtigte wirtschaftliche Interessen anderer EU-Staaten. Nordstream 2 lässt grüßen! Im Interesse einer falsch verstandenen Geschlossenheit der EU lassen sich andere Staaten von dieser Gruppe in Geiselhaft nehmen, auch Deutschland mit seiner unerfahrenen und in dieser Situation völlig überforderten Außenministerin. Von einer Außenpolitik erwartet man Stabilität, Kontinuität und Berechenbarkeit. Sie soll die eigenen staatlichen Interessen bzw. die einer Staatengruppe zwar verfolgen, aber nicht mit zweifelhaften Mitteln und auf Kosten anderer Staaten. Die Politik von EU und NATO gegenüber Russland wird immer weniger von klarem Verstand und von der Suche nach Gemeinsamkeiten, nach Lösungen oder Kompromissen bestimmt, als vielmehr von einer immer hysterischer werdenden Russophobie.
Hans Steike, Markgrafenheide, 15.12.2021