Leserbriefe lesen

Explosive Lage

Als sei die momentane weltweite Situation nicht bereits schlimm genug, nun bedrohen sich Erdogan und Marcron gegenseitig. An der Spitze der Türkei, die auch dank der deutschen Rüstungsindustrie hochgerüstet bis zu den Zähnen ist, steht ein in der Bevölkerung geschwächtes Staatsoberhaupt. Dazu ein französischer Präsident, der ein vom eigenen Volk Getriebener ist. Zwar dürfen die Gelbwesten, Corona sei Dank, nicht mehr auf die Straße, aber die Stimmungslage innerhalb der eigenen Bevölkerung dürfte sich nicht nur wegen der zunehmenden Kluft zwischen Arm und Reich verschlechtern. Und nun auch noch diese verschärften Maßnahmen wegen des Virus. Dabei leben die Franzosen quasi in Cafés und Restaurants, die für sie die Begegnungsstätten schlechthin sind. Hier sind nun zwei Egomanen, die in ihren eigenen Ländern immer mehr an Zustimmung einbüßen. Und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, kommt es nun zu mehreren islamisch motivierten Attentaten. Frankreich ist nicht nur eine Atommacht, sondern war und ist auch noch bei ca. 15 Staaten eine Kolonialmacht. Angesichts der Geschichte verwundert es nicht, dass sich radikale Kräfte ausbilden. Leidtragende von Terroranschlägen sind meistenteils unbeteiligte Menschen. Leider stellen sich die westlichen Journalisten nicht die Frage, warum zum Beispiel vonseiten von Charlie Hebdo immer wieder Öl ins Feuer gegossen wird. Darf Satire wirklich immer alles? Leider wird dieses Thema überhaupt nicht diskutiert. Da sind also auf der einen Seite Frankreich mit den restlichen EU-Staaten und auf der anderen die Türkei mit mehreren, mächtigen reichen arabischen Öl-Staaten. Nicht zu vergessen, der Konflikt zwischen der Türkei und Griechenland mit allen kriegerischen Facetten und der Flüchtlingskrise. Kurioserweise sind alle Kontrahenten in der Nato. Im Kriegsfall sollen alle Mitgliedsstaaten ihren in die Enge getriebenen Nato-Partnern beistehen. Wie soll man sich dies in einem Ernstfall eigentlich vorstellen? Angesichts dieser explosiven Stimmungslage und dem großen Ego der beiden Präsidenten befürchte ich ein explosives Gemisch, bei dem ein Funke genügt, um einen Weltenbrand auszulösen.

Martina Plischka, Plau am See, 30.10.2020

Hier können Sie Ihre Leserbriefe online aufgeben

Bitte beachten Sie, dass wir uns das Recht vorbehalten, im Falle des Abdruckens in der Zeitung, Textpassagen zu kürzen oder nachträglich zu ändern.