Auf Befehl des Festungskommandanten in Schneidemühl, wurden wir Ende Januar 1945 aufgefordert, die Stadt zu verlassen. Wir, dass waren meine Mutter und drei Jungen, ich war der jüngste von allen und der jetzt letzte Überlebende. Obgleich die sowjetische Armee mit allen Waffen die Stadt angriff, gab es noch auf dem Bahnhof Soldaten, die uns den »Endsieg« versicherten. Dieser »Endsieg« als Festung, bedeutet für unsere Stadt, das hier im Verlauf der Gefechte, jeweils etwa 30.000 Soldaten von jeder Seite den Tod fanden. Nach 14 Tagen kamen wir im Kreis Grimmen auf dem Gut Wüsteney an. Wir bezogen ein Zimmer auf dem Gutshof, die Gutsfrau, als Leiterin des Gutes, forderte uns auf, im Winterwetter Heizungsmaterial im Wald zu suchen. Das Perfide daran war, dass ihr Speicher voller Holz, Kohle und Torf war, einen Zugang dazu verweigerte sie uns. So haben wir mit Axt und Säge die alten Kopfweiden für uns zu Brennmaterial gemacht. Ende Februar 1945 zog eine zweiköpfige Familie zu uns in die Einraumwohnung, es war mehr als eng und nur schwer zu ertragen. Später als der Krieg beendet war, zogen wir ins Dorf in ein altes verlassenes Bauernhaus mit Ziegelsteinboden. Hier teilten wir uns, mit dem vorher genannten Ehepaar aus Kreuz, ehemals Hinterpommern, bis Ende 1946 eine sehr primitive Wohnung mit 1,5 Zimmern und gemeinsamer Küche. Zur Beschaffung von Lebensmitteln, haben wir bis zum Ende des Zusammenlebens bei den vorhandenen Großbauern Lebensmittel erbettelt. Teilweise haben wir Melde und Sauerampfer gegessen. Als wir die ersten Hühner hatten, freuten wir uns über die Eier. Ich habe gerne Wrucken, d. h. Kohlrüben roh mit dem Löffel ausgekratzt und gegessen. Nach 1946 ging es sehr langsam voran. In der beginnenden Schulzeit organisierten unsere Lehrer für uns das Mitbringen von Frühstücksbrot durch die Bauernkinder. Ansonsten waren wir bei den Einheimischen lange nicht gut angesehen. Dass war unser Flüchtlingsleben.