Seit fast drei Wochen tobt ein irrsinniger Krieg. Bei allen unterschiedlichen Sichtweisen hierzu gibt es einige Realitäten, an denen man mit gutem Willen nicht vorbeikommt:
1) Es gibt keinen kausalen Zusammenhang zwischen irgendwelchen Aktionen der NATO, der EU oder der USA und dem brutalen Terror für den Wladimir Putin und seine Regierung verantwortlich ist.
2) Wladimir Putin ist nicht ganz plötzlich solch ein Diktator geworden, sondern man hat über Jahre gesehen, wie er sich die Macht im eigenen Land gesichert hat, wie er Widerstand bekämpft und dabei massiv Menschenrechte verletzt hat.
3) Auch die neuesten Gesetze im eigenen Land zeigen ein Maß an Menschenverachtung und Brutalität gegen Andersdenkende, für das ich keine Worte habe.
4) Dem ukrainischen Volk ist dieser Krieg aufgezwungen worden. Die ukrainische Regierung sollte ausgeschaltet werden, das Damoklesschwert hängt nach wie vor über dem Präsidenten. Dass ein Volk und eine Regierung das nicht widerstandslos hinnehmen, ist absolut berechtigt und nachvollziehbar. Und sie müssen erleben und erleiden, dass ihr Widerstand die brutalen Aggressionen noch verschärft.
5) Verantwortliche Politiker in vielen Ländern und auch in Deutschland schätzen ihre Möglichkeiten sehr realistisch als begrenzt ein. Sie haben die Wahl zwischen Pest und Cholera. Sie tun, was ihnen möglich ist und machen es sich nicht leicht. Keiner möchte eine Ausweitung dieses Krieges riskieren.
Wenn ich auf diesem sehr sehr ernsten Hintergrund einen großen Teil der Leserbriefe ansehe, die hier abgedruckt werden, dann fällt mir nichts anderes ein als die Bemerkung: Manchen Menschen fehlt einfach ein bisschen Anstand. Wenn ich dazu noch weiß, dass es andere Leserbriefe gibt, die ich hier nicht finde, dann verstehe ich wirklich gar nichts mehr.