Bei Sorge zwischen den Generationen geht es keineswegs nur um die Sorge der Jungen für die Alten, sondern auch um die Sorge der Alten für die Jungen.
Nach einer Hochaltrigkeitsstudie der Universität Heidelberg sorgen sich alternde Menschen natürlich sehr um ihre Gesundheit, ihre Existenz und ihr finanzielles Auskommen. Aber auch für andere Menschen da zu sein und etwas zu tun, ist ein wesentliches Anliegen der hochbetagten Generation. Sie suchen Möglichkeiten, für nachfolgende Generationen, junge Menschen – innerhalb aber auch außerhalb der Familie – da zu sein. Sie möchten also im hohen Alter die Sorge für jüngere Generationen übernehmen. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass mit zunehmendem Alter demnach auch die Sorge für die junge Generation wächst. Eine Grundvoraussetzung hierfür ist, dass die Jungen offen für die Alten und die Alten offen für die Jungen sind. Dann können junge Menschen Alte motivieren und alte Menschen den Jungen Sicherheit geben.
In den nächsten Jahrzehnten wird die Altersgruppe der über Achtzigjährigen sich dynamisch entwickeln und enorm an Bedeutung gewinnen. Wie gehen wir dann mit dem Motiv der Sorge der hochbetagten Menschen um? Es werden Sorgekulturen notwendig werden, die nicht nur auf Familien oder die Pflege und Betreuung alternder Menschen abzielen, sondern weit darüber hinausgehen. So werden Sorgestrukturen wie das Nachbarschaftliche und das Bürgerschaftliche, in denen alte Menschen „etwas geben können“, weiter außerordentlich an Bedeutung gewinnen müssen.
Michael Noske (Dipl. Päd., Soz, Psych.)