Wenige Tage vor Weihnachten fand ich Gelegenheit zu einem ausgiebigen Treppensteigen in verschiedenen Stadtteilen Rostocks. An diesem Nachmittag hatte ich das Glück, den Organisator des Interkulturellen Sprachcafés bei der Ausgabe kleiner Süßigkeiten zu begleiten. Weil die geplante Weihnachtsfeier aufgrund der Corona-Lage nicht durchgeführt werden konnte, wurden kleine Schoko-Weihnachtsmänner und Lebkuchen an die verhinderten Besucher des Sprachcafés, Familien mit kleinen Kindern, verteilt. Dabei hatte ich mir die Verteil-Aktion leichter vorgestellt. Die aufzusuchenden Wohnungen befanden sich meistens in den obersten Etagen der Mehrfamilienhäuser. Aus Sicherheitsgründen verzichteten wir auf die Nutzung der Aufzüge. An den Wohnungstüren empfingen uns freudig überraschte Bewohner, die sich nicht nur für die kleinen Gaben bedankten, sondern auch gern Fragen nach ihrem Befinden, ihren Fortschritten in der Schule, der Ausbildung oder der Arbeitsuche beantworteten. Den vielen Einladungen zu einem Kaffee oder Tee mochten wir wegen der langen Adressliste nicht folgen. Doch bleiben mir die glänzenden, hoffnungsfrohen Kinderaugen in Erinnerung, wie ebenso der erhaltene Eindruck von den Eltern, alles für ein gutes Aufwachsen ihrer Kinder zu tun. Dieses Erlebnis hat meine Überzeugung gestärkt, dass es wichtig ist, diesen Familien, die oft aus einem fremden Kulturkreis kommen und zeitweilig oder auf Dauer in Rostock bleiben, durch die eigene Erfahrungsvermittlung das Leben zu erleichtern.
Ich hoffe sehr, dass das Interkulturelle Sprachcafé in Rostock bald wieder seine Veranstaltungen im Mehrgenerationenhaus in der Maxim-Gorki-Straße 52 aufnehmen kann. Die nächsten Termine werden, abhängig von der Corona-Entwicklung, im Aushang des Mehrgenerationenhauses bekanntgegeben. Den Helfern und Sprach-Paten wünsche ich dabei weitere Unterstützer, damit sie ihre erfolgreiche Arbeit fortsetzen können. Sie haben mir diesen Tag beschert, mit seiner vermittelten Zuversicht auf eine gute gemeinsame Zukunftsbewältigung. Das ließ mich den vom Treppensteigen einsetzenden Muskelkater leicht ertragen.
Klaus Röber
Sprach-Pate im Interkulturellen Sprachcafé