Zu »Was ist ein Unrechtsstaat?«, vom 25. Juli, Seite 2.
Nun ja. Herr Hubert meint, jeder könne sich diese Frage selbst beantworten. Ich tue das hiermit: Der DDR lag ein völlig anderes Rechtssystem zugrunde als dem Deutschen Reich, das ja die BRD bis heute verkörpert. In der DDR gab es eine durch Volksentscheid beschlossene Verfassung, Ordentliche Gerichte sprachen sozialistisches Recht – völlig anderes Recht als im BGH zu lesen ist, das angelehnt ist an das Römische Sklaven- und Eigentumsrecht. Dass in der DDR wie in allen anderen Staaten auf der Welt auch Unrecht gesprochen wurde, bleibt unbestritten; leider hatte jene eine regierende Partei ihren Souverän, das Volk, zuletzt arg aus den Augen verloren, wobei der Westen fleißig seinen Anteil gewebt hatte (arbeitet bloß keiner auf). – Jeder, wenn er will, kann wissen, dass der Mensch auch eine falsche und böse Kreatur ist und eine Gesellschaft, in der wir leben möchten, diese Eigenschaften einhegen muss, wenn sozialer Frieden Bestand haben will. – Vierzig Jahre lebte ich in der DDR, seit dreißig Jahren lebe ich nun Westen. Hier hat das Geld längst die Demokratie, sofern es je welche gab, ersetzt, Recht wird gehandelt und verkauft, nur weiß es kaum einer; Gier, Bosheit, Heimtücke sind von dieser Gesellschaft nicht einzuhegen, weil sie vom Kapital regiert wird, das bekanntlich auf den Galgen hin vom Profit nicht lassen kann. Glaubt denn einer ernsthaft, solange fünf, sechs Hanseln der Laden BRD gehört, kann es irgendwo Nachhaltigkeit für zukünftiges Leben geben? Das kann ich mir selbst bei Herrn Hubert nur schwer vorstellen.
Fazit: Ein richtig schöner Rechtsstaat war die DDR bestimmt nicht, aber jetzt sehe ich gar keinen mehr – höchstens einen sehr teuren Gerichtsstaat.