Die Seniorenakademie 55 Plus Stralsund lud erneut den Field Guide South Afrika, Frank Weitzer, ein, der den über 100 Anwesenden einen lebendigen Vortrag über das traditionelle Leben in Zentralafrika hielt. Gemeint sind damit die beiden Länder Malawi (Hauptstadt Lilongwe, ca. 18 Mio EW, Bevölkerungsdichte 148 EW/qkm) und Sambia (Lusaka, reichlich 17 Mio. EW, BVD 23 EW/qkm). Malawi hat etwa die Fläche der ostdeutschen Bundesländer, der Malawisee allein ist so groß wie MV. Das Land ist eines der 10 ärmsten Länder der Welt, und trotzdem leben dort sehr lebensfrohe Menschen, was sich u.a. in einer übergroßen Bewegungsfreude (rhythmischer Tanz) ausdrückt. Die Lebenserwartung liegt in beiden Ländern bei z.Zt. etwa 60 Jahren, was aufgrund der sehr harten Lebensbedingungen recht hoch erscheint. Es gibt dort eine traditionelle Geschlechtertrennung und harte Arbeitsteilung. Der Mann hat im Leben drei Aufgaben zu erfüllen: Ein Haus zu bauen, für die Tiere die Weideflächen abzustecken und für den familiären Nachwuchs zu sorgen (etwa 5,5 Kinder/Frau). Für sämtliche anderen Aufgaben im Hause, auf dem Feld, für das Holen des Trinkwassers von teilweise Kilometer entfernten Brunnen sind die Frauen zuständig. Gewohnt wird fast ausschließlich in selbst gebauten Lehmhäusern, selbst ein Plumpsklo mit einer Betonplatte für die Hockstellung ist äußerster Luxus. Hauptnahrungsmittel ist der Mais. Maismehl wird von den Frauen in Mörsern mit 10 kg schweren Holzstößeln hergestellt. Maisbrei früh, mittags und abends mit Gemüsebeilagen. Nur zweimal pro Woche Fleisch oder Fisch, alles andere ist Luxus. In einer Dorfschule sitzen in einem Raum 150 – 200 wissbegierige Kinder der Klassen 1 – 4, und die eine Lehrkraft ist die Autorität. Spielzeug wird aus dem, was Natur und Handel bieten, selbst gefertigt. In den größeren Orten herrscht zweimal pro Woche Markttreiben, und ein Händler hat schon mal 20 – 30 lebendige Hühner am Lenker hängen, um sie auf dem Markt zu verkaufen. Der im Dorf tätige Afrikan Doktor (Medizinmann, Wunderheiler, Psychologe und Sozialarbeiter/-pädagoge in einer Person) kümmert sich bei großem Ansehen und steter Nachfrage um die Wehwehchen seiner Mitmenschen. Ab 18 Uhr ist es zwar stockdunkel, aber ein „Beer Garden Paris“ oder „California Night Club“ laden dann die Männer zu nächtlichen Vergnügungen ein. Stehen Dorfhöhepunkte an (z.B. Hochzeit oder die Einführung eines Bürgermeisters), werden mit einem Maskentanz die Ahnengeister befragt und um ihren Segen gebeten. Von ca. 10.000 verschiedenen Masken sind bis heute etwa 500 erforscht. Seit nunmehr 20 Jahren gehört diese Ahnenbefragung zum immateriellen Weltkulturerbe. Der lockere, reich bebilderte und mit Videos unterlegte 90 minütige Vortrag F. Weitzers hat bei den Anwesenden große Begeisterung und Dankbarkeit ausgelöst. Für unsereins aus dem hochzivilisierten Europa ist wohl ein Leben dort kaum möglich, es sei denn, wir schrauben unsere Ansprüche auf ein absolutes Minimum herab. Die Menschen dort sind, trotz der harten Bedingungen, glücklich.